· 

Kirchenrückblick zum Jubiläum 700 Jahre Reichstädt

Wie kann eine solch lange Historie im Rahmen des Festumzuges Berücksichtigung finden? Die Organisatoren hatten uns die Aufgabe gestellt, den Turmanbau im  Jahre 1625 zu thematisieren. Mit der großzügigen Unterstützung der Firma Börnert bildete der inzwischen angehende Zimmermannsgeselle Lukas Kannegießer ein prägendes Detail unseres Kirchturms nach. Hans Richter stand als Steinmetz beispielhaft für das am Bau beteiligte Handwerk. Komplettiert wurde das Gespann durch die von Angelika Hillig detailgetreue gemalten Bilder sowie den Einsatz vieler Gemeindeglieder. Aber nur durch die freundliche Überlassung des Wagens durch Herrn Günter Zönnchen, gezogen von Altenberger Pferden, konnte die Kirche durch unser Dorf rollen. Unvergessen wird die riesengroße Anteilnahme der Anwohner bleiben, welche mit verschiedensten Erfrischungen den gefühlt wärmsten Tag des Jahres für alle Umzugsteilnehmer zum wirklichen Erlebnis werden ließen. Der Festumzug am 30. Juni bildete den Höhepunkt der Feierlichkeiten, aber auch während der gesamten Festtage trugen wir als Kirchgemeinde zum Gelingen bei.

 

 

 

Gebackenes

 

Wer die Reichstädter und Dippoldiswalder Backkunst genießen wollte, musste sich sputen! Während der beiden Kirchencafés konnten viele Besucher der süßen Versuchung von insgesamt mehr als 70 Torten und Kuchen einfach nicht widerstehen und sorgten in kürzester Zeit für leere Tortenplatten. Der Erlös kam je zur Hälfte dem Dorffestbudget und dem für 2020 geplanten Frühjahrsball zugute. Nochmals ganz herzlichen Dank an alle Bäckerinnen und Bäcker.

 

 

 

Andächtiges

 

Auch St. Johannis, der 24. Juni, der Gedenktag an Johannes den Täufer, war mit einer Rekordbeteiligung ein Teil des Festangebotes. Über 200 Gäste ließen sich von dem vielfältigen Programm inspirieren. Der Abend begann mit einer Johannesandacht unter der Leitung von Pfr. Schurig in der gut gefüllten Kirche. Anschließend wurden die gestandenen Kirchengrillmeister Felix und Florian Weichelt sowie Bert Gietzelt und Heiko Betz vom Ansturm so überrollt, dass wir zwischenzeitlich für Wurstnachschub aus Dippoldiswalde sorgen mussten. Für die musikalische Gestaltung des Abends sorgten der Dippser Posaunenchor, die Dippoldiswalder Kantorei, der Gospelchor Silver Mine sowie der Reichstädter Kirchenchor unter der musikalischen Leitung von Kirchenmusikdirektor Gunter Brückner und unserem Pfarrer. Der Abend klang am traditionellen Johannisfeuer aus.

 

 

 

Musikalisches

 

342 Konzertbesucher lauschten am Samstag, dem 29. Juni den brillianten Stimmen des Knabenchores unter der Leitung von Matthias Jung, beheimatet im Schützkonservatorium zu Dresden. Unsere Kirche war bis zum letzten Platz gefüllt, dies haben wir vor allem auch dem Marketing von Christiene Richter zu verdanken. Lang anhaltender Beifall und mehrere Zugaben waren der schönste Lohn für die jungen Künstler. Bei der Beköstigung der Jungen unterstützte uns dankenswerterweise die Fleischerei Geißler aus Dippoldiswalde.

 

 

 

Festliches

 

Natürlich gehört auch ein Festgottesdienst mit Beteiligung des Kirchenchors unter KMD Brückner zum Dorfjubiläum. Pfarrer Dr. Schurig blickte im Rahmen seiner Predigt zu Jesaja 55, 1-5 auch auf die bewegten 700 Jahre Reichstädter Geschichte und die Bedeutung der Kirche für seine Bewohner zurück.

 

 

 

Auszüge aus der Predigt:

 

„Hier wurde gepredigt – von Gottes Gnade.

 

Hier wurde gepredigt von Gottes Heil und von Jesus Christus.

 

Die Kirche zu bauen und zu erhalten war nie kostenfrei – aber die Menschen kamen zu aller Zeit überein, dass hier ein Gotteshaus zu stehen hat! Und sie beherbergt Zeugnisse aus der Geschichte des Dorfes – ob das der barocke Altaraufbau ist, die Epitaphien sind, die Jordansteine oder das gotische Altarraumgewölbe – oder die jetzt wiederhergestellte Innenrenovierung aus dem 19. Jahrhundert.

 

Vor allem aber waren und sind es die Menschen, die dieses Haus füllen.

 

Hier wurde und wird getauft, geheiratet, getrauert.

 

Hier wurde und wird gesungen in Freude und Leid.

 

Hier wurde und wird zu Gott gebetet in guten und in schweren Zeiten. (…)

 

Es gibt Dinge, die sind so kostbar, dass man sie einander nur schenken kann. Das ist mit Gottes Gnade so – sie ist kostbar – unbezahlbar – weshalb man sie sich nur schenken lassen kann.

 

Der Gedanke ist vielleicht nicht jedem eingängig, aber wer das nicht versteht, der möge sich dieses Dorffest ansehen: Wieviel Liebe und Engagement, wieviel Kreativität und Mut, Leidenschaft und Begeisterung in diesem Fest steckt. Und nicht allein in diesem Fest – sondern im Schmuck des ganzen Dorfes! Die vielen Szenen aus dem Alltag – die vielen Puppen / Figuren, Fähnchen und Wimpel. Wieviel Herz hier ist!! Und all das kann man nicht kaufen und nicht bezahlen. Es ist so kostbar, dass man es einander nur schenken kann. Und es ist auch nicht einfach „nur“ das Fest, was wir einander geschenkt haben. Es ist das Herz!! Das Leben!! – und das kann man nur geschenkt bekommen. Schön, dass es so ist.

 

Und genauso ist es mit Gott – der uns sein Herz geschenkt hat. Man kann es sich nur schenken lassen.

 

Möge Gottes Wort immer Teil unseres Lebens sein.

 

Möge Gott immer unsere Herzen öffnen – für ihn und füreinander.

 

Mögen wir eins sein – im Glauben an Christus, in der Liebe zueinander und in der Hoffnung für unseren Ort, unser Land und unsere Welt.

 

Amen.“

 

 

 

 

Die Feierlichkeiten 700 Jahre Reichstädt an zehn Tagen zu organisieren war eine riesige Herausforderung. Gott sei Dank, beteiligten sich viele Bewohner, Unternehmen, Vereine und Organisationen an den Vorbereitungen und der Durchführung der Festlichkeiten. Nur wenige wurden in dem Text beispielhaft erwähnt. Wir als Kirchgemeinde Reichstädt sind sehr dankbar, dass wir in so einem aktiven Dorf mit wunderbaren Menschen beheimatet sind.

 

 

 

Frieder Neidhold